Wurzen, Sachsen
Wurzen ist eine Große Kreisstadt im Norden des Landkreises Leipzig in Sachsen.
Wurzen in Google-Earth finden: Wurzen
Koordinatorin für Wurzen im Verein:
Frau Regine Köhler
(E-Mail: r.koehler@europaverein.net)
Basisdaten
Staat: | Deutschland |
Bundesland: | Sachsen |
Landkreis: | Leipzig |
Fläche: | 68,7 km² |
Einwohner: | 16.521 (Dez. 2012) |
Höhe: | 124 m üNN |
Bevölkerungsdichte: | 252 / km² |
Kfz-Kennzeichen: | L |
Geschichte
Auf der Wurzener Stadtflur (Crostigall) konnte durch jüngere archäologische Grabungen eine Siedlungskontinuität von ca. 6000 Jahren nachgewiesen werden. Die ältesten Siedlungszellen der heutigen Stadt sind - wie der Ortsname - slawischen Ursprungs. Wurzen wird 961 urkundlich erstmals als Vurcine und Civitas erwähnt. Die Marktsiedlung mit Burg bezogen ihre Bedeutung aus ihrer Lage am Übergang der Via Regia über den Fluss Mulde. Wurzen gehörte zeitweilig zum Bistum Merseburg, kam nach 995 an das Bistum Meißen. Bischof Herwig gründete 1114 ein Kollegiatstift, das im 16. Jahrhundert protestantisch wurde und noch besteht (Domkapitel). Eine Marktsiedlung wurde östlich der älteren Burgsiedlung um 1150 von den Bischöfen von Meißen angelegt. Die Entwicklung der Stadt erreichte im 15. und 16. Jahrhundert einen Höhepunkt, als die Bischöfe von Meißen zeitweise hier residierten und eine nennenswerte Bautätigkeit entfalteten (Schloss, Domerweiterung, Stadtkirche St. Wenceslai). Nach der Teilung der wettinischen Lande (1485) wurde die Schutzherrschaft über Wurzen und das Wurzener Land von den Ernestinern und Albertinern gemeinsam ausgeübt. Beide Linien waren letztendlich auf eine Säkularisierung des bischöflichen Territoriums aus, was u. a. 1542 zur so genannten „Wurzener Fehde“ („Fladenkrieg“) führte.
1581 kam Wurzen an das seit 1547 inzwischen albertinische Kursachsen, das Wurzen und das Stiftsgebiet („Wurzener Land“) durch eine eigens eingesetzte Stiftsregierung verwalten ließ (bis 1818). Im 17. und 18. Jh. erfolgte der durch Pestepidemien (besonders 1607), Stadtbrände und Kriegsfolgen verursachte wirtschaftliche Niedergang der Stadt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1637 („Wurtznische Creutz- und Marter-Woche“) von den Schweden geplündert und fast vollständig niedergebrannt. Auch der Nordische Krieg, besonders aber der Siebenjährige Krieg und die Napoleonischen Kriege ließen die Stadt verkümmern. Erst nach der Verkleinerung Sachsens nach dem Wiener Kongress (1815) und dem Straßenbrückenbau über Mulde und Flussaue (1830/32)setzte wieder ein bemerkenswerter Aufschwung ein.
Am 31. Juli 1838 wurde Wurzen an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen (Leipzig-Dresdner Eisenbahn). Über die Mulde wurde die erste Eisenbahnbrücke Deutschlands gebaut. Danach kam es zur stürmischen Entwicklung als Industriestadt (besonders Lebensmittel- und Textilindustrie, Metallverarbeitung). Die Einwohnerzahl vervierfachte sich zwischen 1850 und 1914. Auch im 20. Jh. setzte sich diese Entwicklung bis in die 70er Jahre fort. Nach der deutschen Wiedervereinigung ist erneut eine starke wirtschaftliche und demografische Rückentwicklung eingetreten, die Einwohnerzahl sinkt in bedrohlichem Maße und das Durchschnittsalter der Einwohner steigt an.
Während der Zeit von 1935 bis 1945 beherbergte die Stadt ein Wehrbezirkskommando und während des Zweiten Weltkriegs mehrere Flak-Einheiten. Von Juli 1939 bis Mai 1945 war Dr. Armin Graebert (1898–1947) Oberbürgermeister der Stadt und erreichte am 24. April 1945 zusammen mit Mitgliedern der SPD, KPD und den Pfarrern der evangelischen und katholischen Kirchen die Kapitulation der Stadt gegenüber Major Victor G. Conley vom 273. US-Infanterieregiment und bewahrte sie so vor der Zerstörung.
Am 1. Oktober 2006 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Kühren-Burkartshain eingemeindet.